Ayurveda

Der Begriff Ayurveda entstammt dem indischen Sanskrit und erklärt sich aus den Wörtern "Ayus" (das Leben) und "Veda" (das Wissen) und bedeutet demnach wörtlich übersetzt: "das Wissen vom langen Leben".

Die drei Doshas: Vata, Pitta und Kapha

Vata steht für Bewegung. Es ist für alle Bewegungsabläufe im Körper verantwortlich, steuert das Nervensystem, den Kreislauf, die Atmung, die Ausscheidungsprozesse und die Aktivität des Geistes. Pitta ist das Stoffwechselprinzip und  daher reguliert es die Tätigkeit des Verdauungssystems, den Wärmehaushalt und den Stoffwechsel. Auch der Intellekt und die emotionale Ausdrucksfähigkeit unterstehen der Funktion von Pitta. Kapha ist das Strukturprinzip. Es bildet das Gerüst der Materie und ist für den Flüssigkeitshaushalt und die natürlichen Abwehrkräfte verantwortlich.

Die drei Doshas wirken auf allen Ebenen des Organismus zusammen. Sie schaffen Strukturen und erzeugen Funktionen, in jeder einzelnen Zelle ebenso wie im gesamten Körper. Das ausgewogene Miteinander von Vata, Pitta und Kapha schafft Gesundheit. Wenn das Gleichgewicht verloren geht, entstehen Krankheiten.

Ziel der ayurvedischen Lehre ist es, das individuell angelegte Verhältnis der drei Doshas, eine Einheit von Körper, Geist und Seele, wieder in Einklang zu bringen und auch zu erhalten.
Dies versuchen ayurvedische Behandler durch eine individuell zusammengestellte Therapie aus Ölanwendungen, einer speziellen Ernährung, Yoga und Meditation zu erreichen.
Das faszinierende für uns ist die Andersartigkeit der Diagnostik eines ayurvedischen Arztes. Eine hohe Bedeutung hat das Tasten des Pulses, der Blick in die Augen und das ausführliche Gespräch.

Diagnose und Behandlung

Am Anfang jeder medizinischen Intervention sollte eine gründliche Diagnose stehen. Um sie zu finden, stützt sich der ayurvedische Arzt ebenso wie der Schulmediziner zunächst auf zwei Verfahren: erstens auf die Anamnese, die Erhebung der Krankengeschichte, und zweitens auf eine gründliche Untersuchung, die auch eine Prüfung der Zunge, sowie das Betasten des Pulses miteinbezieht. Dabei geht es dem ayurvedischen Arzt primär darum, eine Störung im Gleichgewicht der Doshas aufzuspüren. Es ist also nicht so wichtig, einem Beschwerdebild einen Namen zu geben, entscheidend ist es zu erkennen, welches Dosha-Ungleichgewicht vorliegt. Viele Informationen, die Anderen recht belanglos erscheinen mögen, vermitteln dem Ayurveda Arzt wichtige Hinweise, zum Beispiel Schlaf, Appetit, Ausscheidungsfunktionen, Lebensrhythmus oder Stimmung usw. So kann ein wechselhafter Appetit, eine raue trockene Haut, geriffelte Nägel, eine rissige Zunge genauso eine Vata-Störung anzeigen wie Konzentrationsstörungen, Gesprächigkeit, nervöse Ticks usw. Auf der Grundlage seiner Diagnose entwirft der ayurvedische Therapeut einen Therapieplan, der eine Kombination sensibel aufeinander abgestimmter Behandlungen beinhaltet, die das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele wieder herstellen.

Ayurveda baut auf die Harmonie zwischen Mensch und Natur, auf Regeneration und Entspannung, Entgiftung und Entschlackung. In ihrem Ursprung handelt es sich um eine vorbeugende Reinigungsmedizin, die auf Aktivierung der Selbstheilungskräfte abzielt. Dementsprechend wird bei einer ayurvedischen Kur der Patient mit Massagen oder in Dampfbädern und Packungen aus Ölen und Kräutersäften behandelt, erhält Einläufe und einen Ernährungsplan - ein Maßnahmenkatalog, der für die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Klienten maßgeschneidert wird. Geeignet ist Ayurveda vor allem bei chronischen Beschwerden wie Allergien oder psychosomatischen Erkrankungen. Bei akuten und schweren Erkrankungen, die schnell behandelt werden müssen, ist diese indische Heilkunst allerdings kein Ersatz für die westliche Schulmedizin. Da es sich um eine komplexe Heilkunst handelt, die die gesamte Lebensführung betrifft, sollte man sich vor einer Behandlung die Zeit nehmen, um sich damit auseinanderzusetzen.